Das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg, in der sowjetischen wie postsowjetischen Historiographie 'Großen Vaterländischen Krieg', ist wie auch die Erinnerung an die Sowjetunion selbst, in den Nachfolgestaaten des einstigen Imperiums kaum wegzudenken, ja vielmehr im Alltag omnipräsent.

In dem 2015 begonnenen Fotoprojekt sollen Bilder von den für westliche Betrachter mitunter mit Befremden betrachteten pompösen Feierlichkeiten in postsowjetischen Staaten dokumentiert und zugleich Bilder des Alltäglichen aus den jeweiligen Orten zur Seite gestellt werden. Nach Bildern aus Belarus, die den nur noch in diesem Land begangenen 'Tag des Panzerfahrers' zeigen, folgen Bilder aus Russland, so vom 9. Mai, dem 'Tages des Sieges', der auch außerhalb Russlands in vielen Staaten begangen wird. Zudem werden Bilder aus der Ukraine gezeigt, aus einem Land, das seit dem Zerfall der Sowjetunion auf ständiger Identitätssuche ist – gerade vor dem Hintergrund der Politik der 'Dekommunisierung' (Декомунізація) seit der Annexion der Krim und dem Krieg im Osten des Landes.

Die Fotoserie soll künftig auch in weiteren postsowjetischen Staaten ihre Fortsetzung finden. Sie soll damit zugleich Dokument des teilweise sehr unterschiedlichen Umgangs mit den Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, der Geschichtspolitik in Osteuropa und der Frage sein, wie Erinnerung im öffentlichen Raum konstruiert wird.